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Die Koloquinte ist ein hervorragendes Akutmittel bei Krämpfen, Koliken und Neuralgien, besonders wenn diese durch Ärger, Demütigung oder Zorn ausgelöst werden. Die Krämpfe sind sehr schmerzhaft (messerscharf, einschiessend, kneifend, greifend) und können in verschiedenen Körperregionen vorkommen: Nabelkoliken, Dreimonatskoliken, Nierenkoliken (durch Griess oder Steine), Gallenkoliken, Periodenkrämpfe, Pförtnerkrampf der Säuglinge, Bauchspeicheldrüsenentzündung mit Krämpfen, Eierstockschmerzen und Koliken durch chronische Bleivergiftung.

  • Illustration Colocynthis
  • Koloquinte, Bitterapfel, Purgiergurke | © Adobe Stock

Steckbrief von Colocynthis

Beschreibung: Die niederliegende, zuweilen kletternde Pflanze besitzt rauhaarige Sprosse mit Ranken. Die Blätter sind lang gestielt, handförmig, 3- bis 5-fach eingeschnitten mit buchtig gelappten Abschnitten. Die Blüten besitzen 5 gelbe Kronblätter, die eiförmig und zugespitzt sind. Die 4 bis 12 cm grossen Früchte sind kugelig, gelb oder grün marmoriert. Das Fruchtfleisch ist sehr bitter schmeckend. Blütezeit: Juni bis August

Verbreitung: Die Koloquinte ist im südlichen Mittelmeergebiet und in Westafrika heimisch. Auf den Kanaren, in Südwestasien und Indien wurde sie vermutlich eingeführt. Die Koloquinte wird wegen ihrer Früchte, die abführend wirken, häufig kultiviert. Sie ist oft verwildert.

Standort: Die Koloquinte wächst in Wüstengebieten auf sandigen Böden, besonders häufig in Küstennähe. Wegränder sind beliebte Ersatzstandorte in besiedelten Gebieten.

Besonderheiten: Die Koloquinte ist stark giftig, wobei das Fruchtfleisch den für die Giftigkeit höchsten Wirkstoffgehalt aufweist. Die Wirkung beruht auf den Cucurbitacinen, Triterpenverbindungen, die in ähnlicher Form auch in der Zaunrübe Bryonia dioica vorkommen. Die Inhaltsstoffe der Koloquinte verursachen starke Reizwirkungen auf die Schleimhäute des Magen-Darm-Traktes. Symptome sind unter anderem blutige Durchfälle, Nierenschädigungen und blutige Entzündungen der Harnblase. Eine nahe, ungiftige Verwandte ist die Wassermelone, die in der Kalahari im südlichen Afrika vorkommt.

verwendeter Teil: geschälte, entkernte und getrocknete Früchte

wichtige Verwandte: Bryonia, Luffa

Wirkung und Anwendung von Colocynthis in der Homöopathie

Ob das Heilmittel Colocynthis heisst oder ob wir einem anderen «Krampfmittel» den Vorzug geben, können wir meistens aufgrund der Modalitäten entscheiden. Colocynthis-Krämpfe zwingen zum sich Zusammenkrümmen und bessern durch Gegendruck (Faust in den Leib drücken, sich über einen Stuhl lehnen, das Kind über die Schulter oder übers Knie legen). Wärme, Stuhl- und Blähungsabgang bringen ebenfalls Erleichterung. «Liegen mit angezogenen Beinen und gekreuzten Armen auf dem Bauch» ist dem berühmten Schweizer Homöopathen Voegeli (1899 – 1993) gemäss die typische Stellung bei Colocynthis-Krämpfen. Auffällig ist auch die Modalität «besser durch Konsum von Kaffee und Tabak», während alle anderen Speisen und Getränke verschlechtern (grüner Durchfall).

Lösen angestaute Emotionen wie Ärger, (unterdrückter) Zorn, Beleidigungen, Ungerechtigkeiten und Entrüstung Krämpfe aus, kommen vor allem Causticum, Staphisagria oder Colocynthis in Frage. Diese drei Heilmittel können sich gegenseitig unterstützen.

Wer Ärger in sich hineinfrisst, muss damit rechnen, dass sich dieser in Form von Nieren- oder Gallensteinen ablagert, was ebenfalls zu Koliken führen kann. Wird die Gallenblase entfernt und stellt sich danach ein chronischer Durchfall ein, kann er oft durch Colocynthis behoben werden.

‹Colocynthis-Menschen› sind «steinreich», dazu gehört auch das Gefühl, als ob Steine im Bauch aneinander reiben.

Akute Verdauungsbeschwerden treten nach Genuss von unsauberem Wasser, unreifem oder verdorbenem Obst auf. Plötzliche Abkühlung durch kalte Getränke bei überhitztem Körper kann ebenfalls Krämpfe auslösen.

Ein zweites wichtiges Colocynthis-Thema sind neuralgische Schmerzen. Typisch sind reissende, plötzlich und heftig einschiessende Schmerzen mit anschliessendem Taubheitsgefühl (vgl. Aconitum). Im Gesicht treten die Schmerzen meistens auf der linken Seite auf (vgl. Belladonna rechts). Bei Ischias ist eher die rechte Seite betroffen, mit der Empfindung, als ob die Beine in einem Schraubstock eingeklemmt wären. Heisse Anwendungen, Druck oder liegen auf der schmerzhaften Seite lindern die Beschwerden. Colocynthis kann auch bei Hexenschuss oder Hüftgelenkarthrose sehr hilfreich sein (auf die Modalitäten achten!).

Das Arzneimittelbild von Colocynthis

Alle Arzneimittelbilder

Wirkt bevorzugt auf

  • periphere Nerven, glatte Muskulatur der Eingeweide, Hüftgelenke, Eierstöcke.

Passt besonders

  • zu zornigen, empfindlichen, ärgerlichen, ungeduldigen Menschen.

Hauptindikationen:

Krämpfe der Hohlorgane (Magen, Darm, Gallenblase, Blase usw.), Neuralgien (Ischias, Trigeminus), Periodenkrämpfe. Nabelkoliken der Kinder (Säuglingskrämpfe). Beschwerden nach essen von Muscheltieren.

Besonders wichtig für die Mittelwahl

Folgen von

Ärger, Beleidigung (Bauchschmerzen).

Symptome

Heftige, einschiessende Nervenschmerzen im Kopf und in den Hüften (Hüftgelenkschmerzen mit Gefühl wie in einem Schraubstock). Neuralgien anfallsweise, regelmässig wiederkehrend. Unerträgliche Kolikschmerzen, die zum Zusammenkrümmen zwingen. Besser durch Gegendruck (Patient liegt mit angezogenen Beinen und gekreuzten Armen auf dem Bauch). Bauchschmerzen morgens vor Schulbesuch. Bauchkoliken (Drei-Monatskrämpfe) bei Säuglingen, wenn eine ärgerliche Mutter stillt. Schmerzen in den Eierstöcken (mit Unruhe). Gallensteinkoliken.

Modalitäten

Schlimmer durch Bewegung, Ärger und Schreck. Besser durch Zusammenkrümmen, Druck (liegen auf der schmerzhaften Seite) und Wärme.